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Angebliche Rekordkrankenstände in der KEP-Branche: Wie durch Weglassen und Fehldeutung ein falsches Bild entsteht
Die KEP‑Branche arbeitet unter anspruchsvollen Bedingungen, doch die aktuellen Zahlen zeigen eindeutig: Sie ist – entgegen der Berichterstattung über angebliche Rekordkrankenstände - kein gesundheitlicher Notfall.
In aktuellen Presseberichten wird der Krankenstand der KEP‑Beschäftigten als besonders kritisch eingeordnet. Dies vermittelt den Eindruck einer Branche, die deutlich über dem Durchschnitt liege. Eine sachliche Analyse der Originalquellen zeigt jedoch: Viele Schlagzeilen basieren auf ausgelassenen Kontexten und methodisch unvollständigen Interpretationen.
Krankenstand nahezu exakt im Branchendurchschnitt
Mit 7,69 % liegt der Krankenstand der KEP‑Beschäftigten fast exakt im Durchschnitt (7,18%) aller Branchen. Neun Branchen liegen zum Teil deutlich darüber. Die häufig zitierte Aussage aus der BGF‑Grafik des Monats Juli 2025, „der Krankenstand liege seit Jahren über dem Durchschnittswert des Rheinlandes“, ist ohne Branchenvergleich nicht aussagefähig und erweckt den falschen Eindruck signifikanter Abweichungen nach oben. Die vorliegenden Zahlen widersprechen dieser Interpretation klar.

Quelle: AOK Rheinland/ Hamburg, Gesundheitsbericht Rheinland 2025, Seite 18 in Verbindung mit BGF Grafik des Monats Juli 2025
Anstieg der Krankenstände seit 2022 – messmethodische Ursachen
Der Gesundheitsbericht 2025 von BGF und AOK stellt eindeutig fest: „Ab 2022 ist bei allen Erkrankungen eine deutliche Zunahme der AU‑Fälle zu beobachten, die u. a. mit der Einführung der elektronischen AU‑Bescheinigung zusammenhängt.“ (S. 14)
Dieser Methodenwechsel führt branchenweit zu höheren Fallzahlen. Die Aussage der BGF, der Anstieg sei überwiegend auf steigende Belastungen in der KEP‑Branche zurückzuführen, lässt sich durch die Daten nicht belegen. Ohne Hinweis auf den methodischen Effekt entsteht ein inhaltlich irreführendes Bild.
Krankheitsdauer: länger
Richtig ist, dass KEP‑Beschäftigte im Krankheitsfall länger ausfallen. Hier muss die Branche an Verbesserungen arbeiten. Dazu unterbreiten wir Vorschläge zur Umsetzung des Postgesetzes beim Handling schwerer Sendungen.
Gemeinsam für Fairness und Verbesserung für die Beschäftigen
Die KEP‑Unternehmen und ihre Beschäftigten tragen jeden Tag wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung bei. Sie verdienen, wie alle andere Branchen auch, die faire, vollständige und wahrheitsgemäße Darstellung der Daten.
Die öffentliche Diskussion braucht Transparenz statt Zuspitzung, Vergleichbarkeit statt isolierter Einzelwerte und Verantwortung statt irreführender Zuschreibungen. Nur eine ehrliche Grundlage – getragen von Glaubwürdigkeit, Fairness und gegenseitigem Respekt – ermöglicht gemeinsame Verbesserungen, die Beschäftigte stärken und Unternehmen entlasten.
Quellen:
Instituts für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF): Grafik des Monats Juli 2025
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