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Händlerbund-Fachgremiums Internationalisierung zum Brexit- 9. Sitzung

Die 9. Sitzung Händlerbund-Fachgremiums Internationalisierung fand in der Belgischen Botschaft in Berlin statt. Besonders beeindruckend ist hier das originale Schild aus der Zeit des Weltkrieges, es ist von Kugeln durchlöchert.

Schwerpunkt des Beitrages „Delivery matters - Understanding the needs of UK Shoppers“ von Thomas Mertmanns - Spring / Royal Mail – war die überraschend treibende Rolle von Abomodellen für die Zustellleistung und Warenboxen.

Abo-Modelle werden in UK mit stark steigender Tendenz genutzt. Treiber dieser Entwicklungen ist das Mißtrauen gegenüber den etablierten Marken. Diese werden oft durch Influencer und deren Netzwerke und Plattformen ersetzt. Interessant wird es, ob auch Logistik-Influencer denkbar sind. Das Mißtrauen gegenüber traditionellen Marken würde dann durch solche Berichte geschürt "Zoll-Razzia bringt Paketdienste deutschlandweit in Bedrängnis".

Im Kontext Zustellung ging es neben Amazon Prime um zwei weitere Modelle. Wenn man davon ausgeht, dass UK dem deutschen Markt drei bis vier Jahre voraus ist, werden diese Modelle auch nach D kommen. Der BdKEP diskutiert schon heute im Kontext offener KEP-Plattform Flatrates für die Lieferungen.

 

Walter Trezek - Ecommerce Europe referierte zu den Auswirkungen BREXIT für Händler. 1/3 des europäischen E-Commerce läuft aktuell über UK.

Bei einem harten Brexit fallen die Postsysteme auf das UPU System zurück, es gelten nicht mehr die darüber hinausgehenden Abkommen. Wegfallen werden dann beispielsweise die Extraterritorial Office of Exchange (ETOE) sowie die vereinfachten Zollverfahren für benannte Postunternehmen in UK - außer für Royal Mail. Benannte Postdienste sind Anbieter von Postdiensten, die mit der Bereitstellung des postalischen Universaldienstes „beauftragt“ sind oder diesen quasi erbringen..

In UK gibt es bisher ein besonders umfangreiches Netz dieser ETOS der verschiedensten Postgesellschaften (benannte Postdienste), da 33% der in Europa eingehenden Sendungen über UK in die europäische Union hineinfließen. Der Brexit führt dazu, dass UK zu einem Drittstaat wird. Der klassische Posttransit über UK über viele Postgesellschaften wird automatisch abgeschnitten. Die Royal Mail wäre dann der einzige Dienstleister, der Sendungen in die EU einführen kann. Andere Post- und Kurierdienste dürfen das von UK in die EU nicht mehr über die ETOE's. Das betrifft schätzungsweise 50% der in UK existierenden ETOE's.

Das hat zur Folge, dass sich die bisher über UK eingehenden Mengen neue Wege suchen und dann über festland-europäische Flughäfen eingehen. Dort werden die entsprechenden neuen Strukturen aufgebaut. Dadurch können auch die nach UK von Europa eingehenden Mengen in der Verarbeitung behindert werden. England hat deshalb zum Brexit erleichterte Einfuhrbestimmungen (TSP) erlassen, die den ungehinderten Wareneingang nach UK gewährleisten sollen. Diese gelten im B2B Verkehr, nicht jedoch für B2C Zustellungen. Auch muß trotzdem die Ausfuhr aus die EU neu geregelt werden. Insgesamt kommen wir auch in diesem Podium nicht umhin festzustellen, dass die Situation sehr unklar ist.

 

Wie kann und muss man sich nun vorbereiten? ist der Beitrag von Ulrich Lison (AEB)

"Bevor er ins Thema eingestiegen ist, eine persönliches Statement von ihm: "Brexit! Eigentlich haben wir besseres zu tun! Es wirft uns alle zurück, wir brauchen Vereinfachungen um mithalten zu können und keine Komplexitätssteigerungen." So Ulrich Lison. Wir können nur noch digital skalieren, wenn die Daten kombinierbar sind. Systembrüche verhindern Wachstum, der Brexit ist solch ein Systembruch.

Er gibt die Prognose ab, dass die physischen Warensendungen nicht spürbar behindert werden. Im Zweifel wird bei der Ausfuhr durchgewunken. Aus dem Publikum kam die Anmerkungen, wie wird dann gegenüber den Behörden der rechtssichere Nachweis der Ausfuhr vorgelegt. Spätestens die Steuerbehörden werden hier genau hinschauen. Lösung und Folgen sind offen.

Lison sieht den größte Herausforderung bei der nach Festlandeuropa einzuführenden Mengen. Hier wagt er keine Prognose zu pragmatischen Lösungen. Hier wird das Meldevolumen extrem steigen und auch mit den eventuell aufgestockten Ressourcen nicht abbildbar sein. Viele Aufwendungen die der Brexit verursachen wird, sind heute noch nicht sichtbar, sie liegen besonders auf der Datenebene in dieser vernetzten Welt.

Die Mehrheit des Publikum geht davon aus, dass noch eine Übergangsphase bis Ende 2020 vereinbart wird. Es ist im Kontext der Herausforderungen eigentlich unsäglich, dass wir uns mit diesen Themen befassen müssen. Es gibt wichtigere Themen!

Leseempfehlung: DIHK Checkliste Brexit

 

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