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Hermes will sich Verbundzustellung mit lokalen Zustellunternehmen öffnen

"Kooperative Geschäftsmodelle auf der letzten Meile" - Marco Schlüter, COO Hermes Germany

 

Marco Schlüter, COO Hermes Germany hat heute (26.11.) auf dem BDZV Konferenz "Verlagslogistik der Zukunft" zum Thema „Kooperative Geschäftsmodelle auf der letzten Meile“ präsentiert. Ausgehend von dem starken Wachstum bei den E-Commerce-Sendungen, Pakete und Warensendungen sprach er zu den Herausforderungen für Hermes in der Sortierung und auf der letzten Meile:

  • Personalknappheit
  • starkes Mengenwachstum
  • Umweltschutz/ Nachhaltigkeit
  • geringe Effizienz und Deckungsbeiträge

Für einzelne Dienstleister wird es immer schwerer, alle Herausforderungen allein zu lösen, so Marco Schlüter. Die traditionellen Prozessabläufe seine nicht geeignet, das erwartete Wachstum abbilden zu können. Neue Lösungen die mit dem traditionellen Verständnis radikal brechen, sind dafür notwendig. Dazu gehört, dass die bisherige in sich abgeschlossenen Prozesslandschaft von Hermes aufgebrochen wird. Dadurch werden u.a. nicht exklusive Kooperationen mit Dritten möglich. Hermes hat dazu erste Erprobungsräume aufgesetzt, die Verbundzustellung mit dem Nordkurier auf Rügen sowie eine Zusammenarbeit mit der PIN AG.

 

Nordkurier Verbundzustellung auf Rügen

Auf Rügen übergibt Hermes Sendungen für ca. 40 Touren an die Zustellorganisation regionalen Postdienstes Nordkurier Logistik Brief+Paket. Bisher sind die Hermesbotenfahrzeuge in diesem Gebiet parallel zu den Nordkurierfahrzeugen unterwegs. Hermes hat nun 40 Touren eingestellt. Die Fahrzeuge werden auf anderen Touren eingesetzt. Nordkurier stellt von diesen 40 Touren täglich bis zu 5.000 Hermes Sendungen zu. Fahrzeuge und Personal tragen die Marke Nordkurier. Derzeit haben die Zusteller Hermesscanner für den Zustellscan und die Unterschrift der Empfänger dabei. Wie stark die Touren des Nordkuriers sich verändert haben (Länge, Zeit) ist bisher nicht bekannt.

 

Kooperation PIN AG Berlin

Hermes und PIN testen die quittungslose Zustellung von briefkastenfähigen Warensendungen durch PIN-Zusteller. Die Partner haben hier auch die gemeinsame Nutzung beispielsweise von Mikrodepots, Touren zur Briefkastenleerung, Ver- und Entsorgung von Paketshops im Fokus. Auch die Potentiale beim Handling von Sendungen mit Lastenrädern und der Betrieb von Lastenrädern stehen auf dem Plan.

 

Hermes will Kooperationspartner umfangreich unterstützen

Nach Aussage des Hermes COO, Marco Schlüter, will das Unternehmen Kooperationspartner umfangreich unterstützen. Vor Aufnahme der Kooperation werden eine Potentialanlayse der zu erwartenden Mengen, die notwendigen Personal- und Fahrzeugkapazitäten gemeinsam geplant. Eine wichtige Basisgröße ist dazu die durchschnittliche Zustellzeit pro Sendung von 2,5 min. Parallel erfolgen Analysen den Zustellgebietes und der Zustelltouren. Das zum Einsatz kommende Personal soll zudem entsprechend geschult werden.

 

Hermes will offene Schnittstellen bereitstellen

Hermes will dem Partner zukünftig freistellen, welche IT Lösungen von Hermes er nutzt. Dazu sollen Schnittstellen für den Datenaustausch geschaffen werden. Zustellunternehmen können dann entweder die von Hermes bereitgestellten Lösungen, beispielsweise Zustellapps oder Tourenplanungssoftware oder aber eigene Softwarelösungen nutzen. Das ermöglicht erstmals, dass Zusteller Sendungen verschiedener Auftraggeber und Netzwerke mit einer einheitlichen Zustelllösung zustellen und nicht beispielsweise verschiedene Scanner nutzen müssen.

 

Hermes Strategieschwenk: Mut zu Kooperationen!?

Die vorgestellte strategische Ausrichtung würde eine grundsätzliche Neuausrichtung von Hermes auf der letzten Meile darstellen. Marco Schlüter rief die Anwesenden dazu auf,

„Mut zu Kooperationen zu zeigen!“.

Eine erstaunliche Aussage, war es bisher doch das Unternehmen Hermes, welches sich solchen Kooperationen ausdrücklich verweigert hat. Die Anfragen der KEP Unternehmen nach solchen Modellen gibt es seit längerem. Es ist sehr zu begrüßen, dass Hermes nun den „Mut zu Kooperationen zeigt.

 

Vorsichtiger Optimismus – ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft mittelständischer Netzwerke

Nach Jahren des „verordneten“ Stillstandes durch Verweigerung der traditionellen Anbieter zur Marktöffnung, kann sich aus diesem „Mut zu Kooperationen“ eine neue Dynamik auf der letzten und ersten Meile ergeben. Bestehende Zustellsysteme können besser ausgelastet werden. Das steigert die Effizienz, kann den Deckungsbeitrag erhöhen und den Personalmangel abmildern. Partnerschaften mit lokal etablierten und qualifizierten Zustellunternehmen könnten das Image der letzten Meile aufwerten. Parallel könnte ein Netzwerk regional organisierter Unternehmen auf der ersten und letzten Meile als Alternative zu den konzerngetriebenen entstehen. Das würde die lokale Wertschöpfung steigern und könnte auch mit Anbietern aus Handel und Dienstleistungen kombiniert werden. Eine tolle Aussicht, lasst uns zusammen daran arbeiten. So wird aus der Möglichkeit die Wirklichkeit.

 

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Was ist die Summe aus 3 und 6?

Kommentar von M Erkel DAKO |

Exzellente Entscheidung. Durch Kooperation der Regionalen, digitale Innovation und Öffnung der Schnittstellen der Big Carrier in beide Richtungen und unter Nutzung intelligenter Algorithmen zur hybriden Tourenplanung können 30% und mehr Effizienzpotenzial gehoben werden. Der Empfänger wird auch glücklich. Ergo: Win-Win-Win!