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KEP Studie 2021 - Überproportionales Wachstum bei B2C Sendungen setzt Nachunternehmen unter Druck

 

Die KEP Studie 2021 (PDF) zeigt ein beeindruckendes Wachstum, besonders bei B2C Paketsendungen. Parallel sind die B2B Sendungen deutlich zurückgegangen. Für Nachunternehmer der Paketdienste hat dies starke Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit. Traditionell werden bei Zustellstopps für B2B Sendungen mehrere Pakete zugestellt und vergütet. In der Regel werden Nachunternehmer, nicht die Zusteller, zu großen Teilen pro Paket vergütet und haben so eine durchaus auskömmliche Vergütung pro Stopp. Im B2C Segment wird i.d.R. pro Stopp nur eine Sendung zugestellt. Den Stopp-Kosten stehen so deutlich geringere Einnahmen gegenüber. Der Deckungsbeitrag und damit die Wirtschaftlichkeit für die Nachunternehmer auf der letzten Meile, nicht für die Systemgeber, sinken so deutlich. Diese Entwicklung wird durch das sich abzeichnende weitere Wachstum der B2C Sendungen verstärkt.

 

Geringe Kapitaldecke für anstehende Investitionen bei Nachunternehmen

Die sinkende Wirtschaftlichkeit hat Auswirkungen auf die Innovationskraft der Nachunternehmer. Für die Umstellung auf Elektrofahrzeuge aber auch für die Digitalisierung fehlen dringend nötige Ressourcen. Ein starker Wettbewerbsnachteil gegenüber den Strategien der DPDHL oder Amazon. Sie verfügen über hierzu über vergleichsweise unerschöpfliche Ressourcen.

 

Präqualifizierung für KEP Nachunternehmen mit begrenzter Wirkung (hier gelöscht: zusätzlicher Kostentreiber) 

2019 wurde Paketbotenschutzgesetz wurde mit dem Ziel verabschiedet, die Hinterziehung von Sozialabgaben durch widerrechtlich arbeitende Nachunternehmen zu unterbinden. Dazu sind seitdem Systemgeber als Auftraggeber in der Haftung. Die Präqualifizierung für KEP Dienste hat nun in erster Linie das Ziel, Systemgeber als Auftraggeber von der Haftung aus dem Paketbotenschutzgesetz zu befreien. Die bereits vor dem Gesetz vorhandenen Audits der Systemgeber sind nun um diese Präqualifizierung ergänzt worden. Sie sind ein Schritt in die richtige Richtung, gehen jedoch nicht weit genug. Die Präqualifizierung zielt in der aktuellen Form unzureichend auf die im Paketbotenschutzgesetz abgebildeten Verstöße bei der Abführung von Sozialabgaben. Bei den nachzuweisenden Arbeitszeiten bzw. -kräften fehlen Plausibilitätsprüfungen. Es ist nicht ersichtlich, ob neben den gemeldeten Arbeitskräften bzw. -zeiten weitere Arbeitszeiten anfallen, die nicht oder an den Sozialsystemen vorbei vergütet werden. Somit hilft hier ein Instrument mit begrenzter Wirkung im Kontext des Paketbotenschutzgesetzes den Systemgebern bei der Exkulpation von der Haftung aus demselben. Das Risiko, dass der „ehrliche Unternehmer letztendlich der Dumme ist“, bleibt weiterhin bestehen.

 

Effizienzsteigerung zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit auf der letzten Meile

Bezüglich der Wirtschaftlichkeit kann eine deutliche Effizienzsteigerung bei der Zustellung auf der letzten Meile eine Lösung darstellen. Das bedeutet, pro Stopp müssen mehr Sendungen schneller zugestellt werden. Anstatt beispielsweise täglich bis zu 7 Fahrzeuge verschiedener Paketdienste mit je einer zuzustellenden Sendung fahren dann ein oder zwei Fahrzeuge die jeweiligen Adressen mit mehreren zuzustellenden Sendungen an. Ergänzt wird dieses System durch anbieterübergeifende Paketshop und -boxsysteme. Ein System, das Amazon inzwischen perfektioniert, allerdings als geschlossene Lösung. Warensendungen werden schon heute gemeinsam mit Paketen ausgeliefert und erhöhen die Zustelldichte. Die Öffnung der Zustelltouren für dritte Versender ist in Deutschland nur noch eine Frage der Zeit und in anderen Ländern schon erfolgt. Traditionelle KEP Systemanbieter zeigen bisher kein Interesse an der Umstellung ihrer Geschäftsmodelle zur Umsetzung signifikanter Effizienzsteigerungen durch Bündelung.

Der BdKEP bietet mit der Initiative offene KEP Standards kep-os.de eine Plattform, die Voraussetzungen zur Bündelung von Sendungsmengen auch außerhalb der traditionellen Systeme schafft. So könne alternative Angebote neben den traditionellen Systemgebern und Amazon entstehen. Versender haben dann zukünftig die Möglichkeit besonders B2C Sendungen nicht nur über Amazon oder DPDHL zu versenden.

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