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Marktanteile der Paketdienste für B2C – eine Analyse
Die Marktanteile der Paketdienste werden in bisherigen Analysen als Durchschnittswert über den Gesamtmarkt und nicht getrennt nach den Segmenten B2B, B2C, C2B, C2C angegeben. Besonders das vom E-Commerce verursachte rasante Wachstum der B2C Paketmengen verändert den Paketmarkt sehr nachhaltig. Die Geschäftsmodelle aus dem B2B Paketmarkt lassen sich nicht ohne weiteres auf B2C Pakete übertragen. Unterschiedliche Prozessabläufe, Kosten- und Erlösstrukturen, Marktteilnehmer, Wettbewerbsintensität und Markteintrittsschranken charakterisieren den B2B und B2C Markt [Seite 36, Punkt 52.].Daraus folgen vom Grundsatz her unterschiedliche Anforderung an die Produktentwicklung, Investitionen, Regulierungsansätze und den Verbraucherschutz. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich zukünftig die gesonderte Betrachtung des B2C Paketmarktes hinsichtlich der Marktanteile der KEP Dienste.
[Tweet „Marktanteile der Paketdienste für B2C – eine Analyse des BdKEP“]
Bisher sind für das B2C Segment keine separat ausgewiesen Markterhebungen veröffentlicht. Die Marktanteile der Paketdienste lassen sich jedoch aus den unterschiedlichsten Quellen herleiten. Im folgenden greifen wir auf Heuristiken zurück, da über den Markt i.d.R. nur Informationen und Zahlen für den Gesamtmarkt vorliegen. Als Heuristik bezeichnet man ein analytisches Vorgehen, bei dem mit begrenztem Wissen über ein System mit Hilfe von mutmaßenden Schlussfolgerungen Aussagen über das System getroffen werden. Die damit gefolgerten Aussagen können von der optimalen Lösung abweichen. Die Analyse des Marktes anhand umfangreichen Zahlenmaterials wäre natürlich besser würde jedoch Monate und voraussichtlich nur geringen Erkenntniszuwachs bedeuten. Die Weichen für die zukünftige Marktentwicklung werden jedoch jetzt gestellt. Deshalb muss die Marktsituation auch jetzt und nicht erst später diskutiert und bewertet werden, um daraus die entsprechenden Maßnahmen ableiten zu können.
Als wichtigste Datengrundlage für die Betrachtungen dienen das Sondergutachten 67 der Monopolkommission für das Jahr 2012 sowie die MRU Kurzstudie im Auftrag des BdKEP für das Jahr 2012.
Paketmarkt Marktanteile nach B2B und B2C
Im Sondergutachten der Monopolkommission werden die Marktanteile der Paketdienste nach Umsatz wie folgt angegeben [Seite 36, Punkt 50]:
Für 2012 gibt die DPAG selbst einen Marktanteil am gesamten Paketmarkt in Höhe von 40% an.
Der Paketmarkt wird in der BdKEP Studie mit einem Gesamtumsatz von 8,17 Mrd. Euro bewertet. [].
13% der Sendungsmenge im Paketmarkt werden den C2B und C2C Segmenten zugerechnet.
Quelle: Der KEP ? Markt in Deutschland, Seite 13
Unter der Annahme, dass die Umsatzverteilung identisch mit der Verteilung der Sendungsmenge ist, kann davon ausgegangen werden, dass 6,78 Mrd. Euro Umsatz für den B2B und B2C Paketmarkt verbleiben. In der Praxis wird diese Annahme nicht 100%ig zutreffen. Mangels verfügbarer Zahlen wird sie jedoch getroffen, jedoch im letzten Gliederungspunkt noch mal aufgegriffen und bewertet.
Die Umsatzverteilung der Paketdienste sieht dann wie folgt aus:
Quelle: eigene Berechnung, Der KEP ? Markt in Deutschland , Monopolkommission
Bei der Umsatzaufteilung auf B2B und B2C Sektor muss mangels verfügbarer Zahlen wiederum eine Annahme getroffen werden. Die Sendungsmengen teilen sich nach dem Verhältnis 48% B2C und 39% B2B auf. Es wird davon ausgegangen, dass die erzielten Erlöse pro Sendung im B2B Bereich und im B2C Bereich identisch sind. Das entspricht dann einer Aufteilung des Umsatzes im Verhältnis 55% B2C zu 45% B2B.
Quelle: eigene Berechnung, Der KEP ? Markt in Deutschland , Monopolkommission
Herleitung Marktanteile Paketdienste für B2C
Der Hermesumsatz wird komplett dem B2C Bereich zugerechnet. Von DPD ist bekannt, dass das Unternehmen Paketmarkt Marktanteile von 7% der Sendungen B2C für sich in Anspruch nimmt. Hier wird mit der gleichen Annahme gearbeitet, dass Sendungsmengenanteile und Umsatzanteile identisch sind. Umgerechnet auf den Gesamtumsatz von DPD wird dann 20% des Umsatzes im B2C Segment erwirtschaftet. UPS und GLS haben im B2C Markt nach Experteneinschätzungen einen wesentlich kleineren Sendungsmengenanteil als der DPD im B2C Markt. In der Analyse wird davon ausgegangen, dass 10% der Umsätze von UPS und GLS im B2C Markt erwirtschaftet werden. Das ergibt einen Marktanteil von 3,2% bzw. 1,1%. Im B2C Segment. Die noch zu 100% fehlenden Marktanteile ergeben 66% und konzentrieren sich auf die DHL als damit größten Marktteilnehmer. Es ergibt sich nun die folgende Marktaufteilung (Spalte: Paketdienste Anteil B2C).
Quelle: eigene Berechnung, Der KEP ? Markt in Deutschland , Monopolkommission
In der folgenden Tabelle sind in der Spalte – Paketdienste Anteil B2B – die sich ergebenden Paketmarkt Marktanteile im B2B Segment berechnet. In diesem Bereich wurden noch 10% Marktanteil für weitere Anbieter wie TNT/TOF/FEDEX etc. angenommen. Diese Unternehmen spielen im B2C Bereich eine vernachlässigbare Rolle.
Quelle: eigene Berechnung, Der KEP ? Markt in Deutschland , Monopolkommission
Praxischeck & Stresstest für die Ergebnisse
Die heuristisch ermittelten Paketmarkt Marktanteile im B2C Sektor sind besonders für die Unternehmen DPAG/ DHL und Hermes überraschend. Für Hermes gehen Experten eher von einem Marktanteil von ca. 30% aus. Dabei wird jedoch auf die Sendungsmenge abgestellt. Dieser Widerspruch würde sich mit der Erklärung auflösen, dass Hermes seine Pakete vergleichsweise preiswerter anbietet und mehr Pakete pro Erlöseinheit als die DPAG/DHL befördert. Das kann als durchaus plausibel angesehen werden und würde bedeuten, dass der Marktanteil nach Paketen gerechnet für Hermes tendenziell höher und für die DPAG/ DHL tendenziell niedriger ist, da sie pro Erlöseinheit weniger Pakete befördert. Die gleiche Annahme müsste auch auf DPD angewendet werden. Für DPD wurde jedoch bereits der Mengenanteil von 7% zugrunde gelegt. Umgerechnet auf den niedrigeren Umsatz pro Paket würde dann der Marktanteil nach Umsatz auf 5% sinken.
Beide Szenarien gegenübergestellt ergeben folgende Marktanteile und Durchschnittswerte.
Fazit
Weitere Variationen von Annahmen sind selbstverständlich möglich. Grundsätzlich ist jedoch festzustellen, dass die Deutsche Post im B2C Sektor der derzeit uneinholbare Marktführer mit einem Marktanteil von deutlich über 55% ist und diese Position bei allen sinnvollen Simulationen nicht verlieren würde. Im Hinblick auf das erwartete Wachstum in diesem Segment und die unterschiedliche Prozessabläufe, Kosten- und Erlösstrukturen, Marktteilnehmer, Wettbewerbsintensität und Markteintrittsschranken im B2B und B2C Paketmarkt ist zukünftig eine getrennte Betrachtung beider Märkte unabdingbar. So können politische Maßnahmen gesetzt werden, mit denen der Wettbewerb auf dem B2C Paketmarkt in Gang kommt. Die weitere Betrachtung des Gesamtmarktes als Durchschnittswert verstellt den Verantwortlichen den Blick auf die wesentlichen Entwicklungen der Branche. Sie agieren dann mit der „falschen Sicherheit“, der Wettbewerb im Paketmarkt würde funktionieren. Das Gegenteil ist der Fall, es kann kaum von einem funktionierenden Wettbewerb im B2C Segment gesprochen werden. Der Markt wird maßgeblich von einem Unternehmen beherrscht und ist dadurch anfällig für Disruptionen und schlecht aufgestellt für den Wettbewerb mit neuen Anbietern. Es besteht das Risiko, dass beim Markteintritt global agierender Plattformanbieter, große Teile der Wertschöpfungskette dahin abwandern. Die derzeit agierenden Unternehmen sind in „historischen“ Zwängen wie Konkurrenzverhalten, Unternehmenskulturen und Verpflichtungen gegenüber Gesellschaftern, Arbeitnehmern, Staat und Gesellschaft gefangen und könnte den Markt nicht mit der notwendigen Flexibilität verteidigen. Die breite Öffnung des Marktes besonders für KMU und Startups fördert den Wettbewerb, ermöglicht innovative neue Serviceangebote und würden so den heimischen Markt im Wettbewerb mit globalen Plattformen deutlich stärken.
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